Chronik

 

Zur Geschichte des Ringens
(Walcher, H./Huber, A. (1990): Zammgreifn - los!
Das kärntnerische Ringen - Ein alter Brauch.
Klagenfurt: Carinthia Verlag, S. 7-20.80

 

Das Ringen als Brauchtum oder als Sportart war und ist bei vielen Völkern bekannt. So wurde in der Antike sowohl von den Griechen als auch von den Römern vor Zusehern diese Wettkämpfe ausgetragen. So ist das Ringen im griechisch-römischen Stil und Judo schon jahrzehntelang fester Bestandteil der Olympischen Sommerspiele.

Im Brauchtum der Bauern und Hirten spielen Ringkämpfe im Freien eine große Rolle und locken viele Zuseher an. Das schweizerische Schwingen, das Rangeln in Triol, Pinzgau und Bayern sind Beweis dafür. Das Ringen im Kärntner Nockgebiet ist bis ins Mittelalter zurück belegt und geht wahrscheinlich bis auf die Keltenzeit zurück und hat seine ursprüngliche Form bis in die Gegenwart bewahrt. So zählt das Ringen zu den ältesten "Sportarten" in unseren Breiten. Ursprünglich diente das Ringen dem männlichen Kräftemessen um Ruhm, Ansehen und materielle Besserstellung und zur Feststellung der Rangordnung unter den Dorfbewohnern.

Um 1900 war es im Kärntner Nockgebiet üblich nicht nur an Kirchtagen und bei gemeinsamen Pfingstausflügen der Jugend, sondern auch an gewöhnlichen Sonntagen zu ringen. Vor allem zu Zeiten, als man durchwegs "dickgnate Schuah" trug, konnte das Ringen gefährlich werden, zumal man ja auch gerne in der Finsternis rang. Wenn sich nämlich beim Fensterlngehen, das heute nicht mehr in dem Maße üblich ist wie vor dem Krieg von 1914 bis 1918, zwei Gruppen von Burschen begegneten, so gaben sich diese nicht zu erkennen, sondern forderten sich diese zum Ringen heraus.

Das 19. Jahrhundert gilt als Hochblüte des Ringens. So gab es während der Romanik einen allgemeinen Trend, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und alte Volksbräuche auszugraben und wiederaufleben zu lassen. Nach der Bauernbefreiung im Jahr 1848 erlangten die Bauern ein neues Selbstbewusstsein, zu dessen Ausdrucksform auch das Ringen wurde. Das Ringen war früher viel weiter verbreitet als man heute glauben würde. Der gesamte Oberkärntner Raum war in früheren Zeiten diesem ländlichen Sport und Volksbrauchtum verbunden. Es gibt Aufzeichnungen von Ringen im Drau- und Liesertal, auf der Millstätter Alm, Feld am See, Kaning, Verditz und anderen Ortschaften. Bei einem Ringen bewunderten 2.000 Zuschauer auf der Turrach die schneidigen Burschen bis in die Abendstunden. Im gesamten Gurk- und Metnitztal, von Zammelsberg und Sörger Berg bis zum Sonntagberg auf der Dreifaltigkeit, wurde gerungen. Heute sind diese Ringplätze verwaist und der einstige Kärntner Volkssport hat nur noch im Nockgebiet überlebt.

Das Ringen, welches aus dem harten Alltag des Berglers herausgewachsen ist, wurde auch bei mancher Arbeit (Ackern, Almzäunen etc.) geübt. Aus den wettkampfmäßigen Ringen bei bestimmten Volksfesten ging nach dem 2. Weltkrieg das organisierte Ringen hervor.